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Kalaschnikow und seine Jünger

Anfangen möchte ich mit einem Phänomen, das bis heute ungeklärt ist: Irgend ein Tag zu einer noch viel zu frühen Stunde. Die Chemieschüler warten auf ihren Lehrmeister Herrn Wiedemann (außer Anna, die Freitags immer 8 Minuten zu spät kommt). Inzwischen ist es 8.10 Uhr und der Meister ist immer noch nicht aufgetaucht. Plötzlich steht er hinter uns: "Wollt Ihr nicht reinkommen?!?" Wie konnte er unbemerkt an uns vorbeikommen? Als Lösung kursieren bei uns zwei Gerüchte: Entweder wohnt der Mann in einem der Lehrsäle oder es gibt einen geheimen Gang zwischen Lehrerzimmer und Chemiesaal. WIR kennen des Rätsels Lösung nicht!

Am Anfang war unserem kleinen Leistungskurs noch ein Grundkurs von 9 Leuten beigemischt. Die Unterrichtsgeschwindigkeit war so hoch, daß wir mit dem Schreiben kaum nachkamen und die Tafelkapazitäten regelmäßig nicht ausreichten. Unter anderem deshalb reduzierte sich der Grundkurs zu 13 I wohl auf einen Mann bzw. Frau. Agnes hielt sich aber auch nur noch ein halbes Jahr, so daß wir 13 II schließlich ganz allein waren. Daß der Grundkurs nach einem sagenumwobenen Anfall von Nichtstun von den Experimenten suspendiert wurde, trug wohl ebenso wie das erwähnte Arbeitstempo und die (schweren?) Klausuren zum starken Schwund der Grundkursschüler bei.

Ein eigenes Kapitel in den zwei Jahren gebührt den Klausuren. Als kleiner Kurs mit kleinen Punkten werden wir Herrn Wiedemann in Erinnerung bleiben, denn bei den Arbeiten zeigte er uns regelmäßig unsere Grenzen auf. Trotz des Lesens von exotischen Büchern, verstärktem Lernen und selbstgebildeten Eselsbrücken (so wurde Markovnikow zu Kalaschnikow, aus dem Orbital-Modell wurde die Hund'sche Regel und die Phtalsäure merkte man sich mit "Iss' ja phatal!") blieben wir in den Arbeiten regelmäßig Versager. Beim Anblick der Arbeitsblätter schoß es uns durch den Kopf: Nr.1 kann ich nicht, Nr.2 kann ich auch nicht, Nr.3 kann ich mal raten... Scheiße!
So galt bei uns nur das Ziel: Nur nicht unterm Strich! (was die einen mehr, die anderen "etwas" weniger erreichten). Die Kommentare unseres Meisters unter den Arbeiten (völlig fehlinterpretiert, hypothetisch, sachlich falsch oder unvollständig) ließen uns zu einer Erkenntnis kommen: "Wir können gar nix!"

Viel Spaß hatten wir immer beim Experimentieren. Im Laufe der Zeit bildeten sich feste Experimentierpaare. Daß neben dem schlichten Zerstören von Experimentiergeschirr noch andere Dinge geschahen, sollen die nächsten Zeilen zeigen:
  • Yvonne: "Schau ma', es läuft ja gar nicht." Und die Schwefelsäure lief doch! Glücklicherweise nur auf den Boden und nicht, wie bei einem Chemie-LK vor uns, über Herrn Wiedemanns Hose.
  • Unvergessen Marcos heldenhafter Einsatz mit den vermeintlichen Glasperlen.
  • Carstens (ehem. GKler) Kampf mit dem Schwamm gegen das ausgelaufene Formaldehyd.
  • Der Nitroglycerin-Versuch zeigte uns sehr anschaulich seine Sprengkraft, wenn es aus 30 cm Höhe auf das Pult fällt.
  • Auch das Verbrennen von Silberacetylid sorgte für viel Freude:
    Torsten: "Gleich knallt's!"
    Wiedemann: "Nee, das knistert nur ein bißchen..."
    Im gleichen Moment tut es einen Schlag, daß sogar Herr Wiedemann sich reflexartig fast in Deckung geworfen hätte.
Jetzt in der sagenumwobenen 13 II (hier wird alles gemacht, was trotz des großen Tempos in 12 I - 13 I nicht gemacht werden konnte) ist das Tempo langsamer und der Gemütlichkeitsfaktor recht hoch (bis zum Lernen in den Osterferien). Rückblickend auf die fast zwei Jahre dürfen die in den Chemiesälen vorhanden Augen- oder Notduschen natürlich nicht unerwähnt bleiben, da sie fast jede Stunde unsere Phantasie oder unseren Spieltrieb beflügelten. Neben manchen gescheiterten Erklärungsversuchen von Herrn Wiedemann ( "Was Du willst, ist, das Ding wie ein Schnitzel flachkloppen und an die Tafel projizieren!") haben wir natürlich viel gelernt und auch einiges NICHT verstanden (aber zu Ihrer Beruhigung Herr Wiedemann: Wir hatten unseren Spaß mit Ihnen. Ob morgens vor der Klausur Ihr Grinsen über beide Ohren oder Ihre zynischen Bemerkungen bei falschen Lösungsvorschlägen, es war L3 = lässig, locker, lustig). Auf eine Anfrage auf seine Unterrichtsgeschwindigkeit antwortete er uns, dies sei eine Vorbereitung auf die Uni.
Naja, von uns wird jedenfalls keiner Chemie studieren.

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