OPTISCH ANSPRECHEND |
"Ding-dang-dong", endlich, die 5-Minuten-Pause ist erreicht, 45 Minuten sind
überstanden ! Die Hälfte hatten wir hinter uns an diesem grauen Montagmorgen
- was war passiert?
Im vergangenen Jahr türmte sich ein Berg von Literatur auf, der in der Höhe
dem Mt.Everest, zumindest aber dem Feldberg in Nichts nachstand. Frau Theis
wußte stets mit Enthusiasmus das Interesse der Schüler zu wecken ("Was wollt
ihr denn noch mit dem Buch machen ?"). Wir quälten uns durch unverständliche
Dramen (Philoktet), langweilige Erzählungen (Holunderblüte) und ostdeutsche
Novellen (Drachenblut). Zwischendurch blieb immer noch, merkwürdigerweise,
Zeit genug für hochwissentschaftliche Texte, die besonders die
philosophisch-intellektuelle Schicht unseres Kurses bewegte.
So hatten wir in kürzester Zeit einen Überblick in alle literarischen Richtungen wie sonst
kein anderer Deutschkurs. Zu unserer Freude fiel Frau Theis nie aus, sie
strotzte nur so vor Gesundheit und glücklicherweise konnten die Stunden
immer pünktlich beginnen, da Frau Theis bereits 1/2 Stunde vor
Unterrichtsbeginn den Raum bevölkerte, der sich nach strenger Reihenfolge
(erst die Intellektuellen, danach die Normalen, dann die Raucher und
schließlich Matthias) füllte. Frau Theis gestaltete die Stunde stets nach
einem bestimmten Zeremoniell. Wir begannen mit kursinternen Angelegenheiten
("Ich hab da noch was Organisatorisches"), schließlich setzte sie mit den
Hausaufgaben fort, die leider keiner vortragen bzw. Gemacht hatte, und so
bekam immer Jan die Gelegenheit sein Werk vorzutragen. Dabei schaltete stets
einer nach dem anderen ab, da keiner etwas verstand ("...somit extrahiert
sich die kausale Ebene der allgemeinen Dendrochronologie in der
morganatischen Ehe in der oft auch Kyphose entsteht, die sich durch
laborieren in Verbalinjurie absorbiert.") Nur Tina war eifrig darauf bedacht
alles mitzuschreiben. Naja, damit war die erste Stunde gelaufen.
Die zweite Stunde hatte meist etwas mit Arbeit zu tun. Frau Theis war nie
verlegen eine neue sinnlose Idee hervorzubringen, wie z.B. etwas vom Buch
auf Folie abschreiben oder überflüssige Ausstellungen zum Thema Kafka oder
Mein Schrank, die keiner beachtete und an der Wand vergilbten, wobei jeder
gezwungen wurde sich 'intensiv' mit dem Thema zu beschäftigen. An den Folien
sah man stets eine Trennung der verschiedenen Kursschichten. Matthias und
unser Kurshesse Sascha präsentierten eine Folie, die ägyptischen Hyroglyphen
glich und wo es wirklich schwierig war, das Brauchbare herauszufiltern.
Andere machten sich gar nicht erst die Arbeit eine eigene Folie zu erstellen
(Fr.Theis : "Und Anke, wo ist deine Folie ?" - Anke: "Äh, ich mach bei der
Stepf mit " - Steph : "Stimmt doch gar nicht !" - Anke : "Doch !!!!") Den
Folienvogel schossen aber Tobi und Kea ab, auf denen zwar wenig stand, dafür
aber 'optisch ansprechend' gestaltet war. Hin und wieder wurde der
Unterricht aufgelockert durch Claires feministische Anmerkungen und der
damit uns vor Augen geführte Geschlechterkampf unseres Kurses (3 Männer,
Jan und 13 Frauen).
Abschließend wäre noch hinzuzufügen, daß Frau Theis das Unmögliche erreichte
in 4 Halbjahren 2 halbe Kurstreffen zustande zu bringen und stets versuchte
uns mit der 12.Klasse zu verkuppeln. Doch wie in jeder guten Ehe gab es auch
bei unserem eher platonischen Zusammenleben gute Zeiten, deshalb, liebe Frau
Theis, danken wir Ihnen zusammenfassend für diese
schönen.....angenehmen...äh..für dies und das!
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