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Latein-Leistung dank Reclam

Wir waren ein sehr unauffälliger Letein-Kombikurs, der aus 8 Leistungs- und 4 Grundkurslern bestand, mit denen wir drei Unterrichtsstunden pro Woche hatten.
Im ersten halben Jahr lasen wir Sallusts "Die Verschwörung des Catilana". Schon bei dieser Lektüre entdeckten wir die unermeßliche Hilfe der jeweiligen Reclam-Übersetzungen, die jedoch gravierende Unterschiede in der Übersetzung aufwiesen. Einige konnte man ohne Bedenken abschreiben und vortragen (was auch reichlich getan wurde), bei anderen hingegen sah sich der Schüler gezwungen, selber zu übersetzen. Zu dieser Zeit planten wir auch eine Kursfahrt nach Rom, die dann leider nicht stattfand. Hierfür gab es mehrere Gründe, zum einen wollte Frau Wurzel nur mit dem Leistungskurs fahren, zum anderen wollten einige Schüler die Kosten nicht tragen oder sie wußten nicht, ob sie mitführen. Diese Tatsache trübte schon früh ein wenig das Unterrichtsklima, doch trotzdem fanden einige Kurstreffen statt, die alles in allem recht schön waren. Auch die traditionellen Frühstücke am letzten Schultag waren immer lustig.
Besonders zu erwähnen sei hier die Weihnachtsfeier, bei der Alexander Brix aus Versehen die Thermoskanne so vom Tisch stieß, daß sie dabei zu Bruch ging, was Alexander peinlich war, Frau Wurzel überhaupt nicht, den restlichen Kurs umso mehr erheiterte.
Auch im zweiten Halbjahr der 12 nutzten wir reichlich die Reclam-Übersetzungen, diesmal für Texte von Cicero.
Nach der 12 verließen uns Michael Hasler und Alexander Brix aus dem Grundkurs und Cem Koc (Leistungskurs), der die 12 wiederholt. Durch den Weggang der beiden Antagonisten aus dem Grundkurs vermißten wir so manche witzige Situation, die dann gegeben war, wenn einer von beiden die Hausaufgaben vorlesen sollte, es aber leider nicht konnten, weil sie zu spät in der Schule erschienen waren, um aus der Übersetzung der anderen abzuschreiben, so daß sie versuchen mußten, sich irgendwie herauszureden ("Wie war das Michael, Du hattest leider das Buch mit den zu übersetzenden Texten verloren, so daß Du keine Hausaufgaben machen konntest? Hast Du es inzwischen wiedergefunden?").
In der 13/I konnten wir leider die Reclam-Übersetzungen nicht mehr benutzen, da wir uns mit römischer Lyrik beschäftigten, die uns Frau Wurzel in Form von ausgewählten Gedichten gab. Diese mußten wir dann im jeweiligen Metrum vorlesen. Steffi und Sabine beherrschten sofort die Kunst dieses Lesens. Nadine, Giovanni, Ivonne und Maike hatten hingegen Schwierigkeiten mit dem Lesen, die sie aber dank schlagkräftiger Hilfe von Frau Wurzels Kugelschreiber schnell behoben werden konnten. Aber sie gab uns nicht nur Hilfestellung beim Lesen, sondern auch in der zweiten Klausur der 13/I. Denn nachdem die erste Klausur katastrophal ausgefallen war, hatte jeder Panik vor der zweiten Klausur, die sie leichter gestaltete.
Im Laufe dieser Zeit kristallisierten sich Charakterzüge einiger Schüler besonders heraus. So überraschten uns Cem und Giovanni hin und wieder mit ihren extravaganten Übersetzungsvorschlägen (aber jeder hatte seine Ausrutscher gehabt: Nadine machte mule, das Maultier, zu mulier, die Ehefrau).
Der Kurs hatte sowieso seine eigenen Gesetze, so waren ausgeteilte Zettel prinzipiell nach spätestens einer Woche unauffindbar verschollen und die Hausaufgaben aus Versehen im falschen Ordner, Diese Vergehen versuchte unsere Lehrerin mit Ordnungsmaßnahmen aus der Mittelstufe zu bekämpfen: einen Kuchen backen pro vergessenem Zettel.
Aber nicht nur dies, sondern auch die Reinrufe von Nadine und besonders Maikes ständiges Blicken auf die Uhr, trieben sie zur Verzweiflung. Leider wurde das Unterrichts- und Kursklima nochmals getrübt durch Terminunstimmigkeiten hinsichtlich unseres Abiturs. Wir befürchteten schon, ganz alleine unsere LK-Klausur schreiben zu müssen, während der Rest des Jahrgangs schon das schriftliche Abi feierte. Zum Glück war die Schulleitung so flexibel, daß wir nun Latein am Dienstag schreiben und am Mittwoch werden wir alle gemeinsam mit unserem schriftlichen Abitur fertig sein.
Insgesamt gesehen war es alles in allem eine schöne und interessante Zeit gewesen, die aber ihre Höhen und Tiefen hatte.

PS: Nachdem die 13/I beendet worden war, verließ Ivonne Heß nicht nur uns, sondern auch die Schule, um eine Ausbildung als Krankenschwester zu beginnen. Der gesamte Lateinkurs wünscht ihr viel Erfolg.

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