Religion GK-Frau Ohly |
Dienstag, 13.10 Uhr, die Feuerzeuge werden mit lahmen Händen entflammt, die
letzte Zigarette, bevor wir uns in die Höhle der nie endenden Oco-bla
Langeweile begeben. Die übliche Dienstagsnachmittags-Zeitverschwendung von
13.30 bis 15.00 Uhr beginnt zögerlich. Um ca. 14.00 Uhr haben sich dann alle
eingefunden, welche die Woche darauf wieder wegbleiben werden. Mit der Zeit
hat es sich eingependelt, daß man den Reli-Unterricht im 2-Wochen Takt
besucht, da man sonst an schweren Langeweileparanoia leiden muß. Es ist auch
nicht übertrieben, die Unregelmäßigkeit des Unterrichtsbesuchs als
Selbsterhaltungs- und Bewahrungstrieb zu bezeichnen. Die Mutigen, die sich
doch entschlossen haben im A-Bau für 90 Min zu verweilen, decken sich vorher
schon mit Proviant (bei "Kenntucky schreit Ficken"', wir wollen ja
keine Werbung machen) ein. Die mitgebrachten Speisen hüllen dann regelmäßig
die Höhle des christlichen Beisammenseins in einen warmen Fettgeruch ein, so
daß spätestens dann jeder, der noch keine Zeit fand etwas zu essen, sich in
der viel diskutierten 5 Min. Pause zum Bäcker begibt. Ja, die
allwöchentliche Diskussion, ob uns eine Pause zusteht oder nicht, nimmt die
erste Hälfte der 90 Minuten ein. Der Großteil der tapferen Krieger macht
während dem allgemeinen Gejammer dann Hausaufgaben, manche können sich auch
sporadisch mal aufraffen, um sich Gerechtigkeit zu schaffen.
"Das können sie doch nicht machen Frau Ohly!" "Wir müssen aber mal auf
Toilette!" (Die Zigaretten schon griffbereit).
Anfang 2. Stunde, Fr. Ohly immer noch um Aufmerksamkeit bittend und flehend,
schafft es endlich, ein aus den Rippen Adams geschnittenes Wesen in der
ersten Reihe zu motivieren.
Diese Motivation dringt leider nicht zu dem Rest der Gemeinde, der sich
einheitlich in der letzten Reihe befindet, vor. Dieser hat zu Beginn der 2.
Std. seine Hausaufgaben mehr oder weniger beendet und beschäftigt sich nun
mit den BRAVO's der kleinen Geschwister.
Aber, Liebe Frau Ohly, wir bedauern sehr, daß wir Ihnen das Leben so schwer
gemacht haben und hoffen das es Ihnen gesundheitlich bald besser gehen wird,
so daß sie ihren Unterricht weiterhin mit solcher Geduld führen können.
Vielleicht bringt die wieder erlangte Gesundheit dann auch Kraft für ein
wenig Autorität und Durchsetzungsvermögen. Diese Eigenschaften werden Sie
nämlich höchstwahrscheinlich bei den kleinen Nervensägen der kommenden
Generation dringend brauchen.
Trotz aller Langeweile war jedoch auch dieser Unterricht häufig sehr
erquickend und interessant, zumal sich Frau Ohly immer bemühte, was sich
auch an ihren mehr oder minder regelmäßigen Telefonaten mit einzelnen von
uns äußerte.
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