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Es lebe Borkum (extended version)

Als die einzigen zwei Frauen hat man's schon nicht leicht unter einem Dutzend Machos. Mit denen soll man dann auch noch auf Kursfahrt fahren, wenn man bereits ein halbes Jahr zuvor gesagt bekommt: "Ihr müßt dann für uns kochen, putzen, Zelte sauber machen, abspülen...." Da helfen auch keine Ausreden, man könne das doch gar nicht, denn dafür hat unser Tutor, der übrigens der Schlimmste von allen ist, DIE Lösung: "Geht doch bei Frau Wolf in die Lehre!" Tja, das konnte ja heiter werden! Wenn auch die diskriminierenden Sprüche während der Fahrt nicht aufhörten, so versuchte sich Herr Fachinger doch wenigstens noch ein bißchen einzuschleimen, indem er Aggis Tasche trug.
Den Anfang unserer Zugfahrt nutzten wir dazu, Hassans Kollegen aus dem GM-Kurs den richtigen Weg zum richtigen Zug zu weisen, bis sie dann ab Köln auf eigenen Füßen zu stehen vermochten. Später kroch Carsten 1-Mark-Stück-suchend unter die Sitze, und Sabine wurde aufgrund von unsachgemäßer Behandlung der Mobiliars der DBB vom Kontrolleur zurechtgewiesen. Im Großen und Ganzen benahmen wir uns aber doch wie reife 12-Klässler, so daß unser Tutor nicht wieder gezwungen war (wie bei jener Fahrt nach Benzheim), das Abteil zu wechseln.
Auf der anschließenden windigen Fährenfahrt erklärte unser Tutor uns schon im Voraus die Insel, die er eine Woche zuvor schon mit seiner 10. Klasse für uns getestet hatte. Und nach einem ganz besonders wichtigen Hinweis bezüglich "Dosen", wurden auch sofort die letzten (oder ersten) Cola- und Bierdosen geleert. Nach einer kleinen Borkum-Rundfahrt, die wir aber aus Gründen der Fehlorganisation der Borkumer Verkehrsbetriebe beinahe hätten zu Fuß erledigen müssen, kamen wir dann gesund und munter auf dem Campingplatz an. Nun muß man zur Verteidigung unserer Machos doch sagen, daß sie uns armen hilflosen Mädchen tatkräftig zur Seite standen. Andy und Gerd halfen beim Zeltaufbau, während Michael seinem (vielleicht etwas voreiligem) Versprechen nachkam, Sabines Luftmatratze aufzublasen, die doch etwas größer als angenommen war, und bald kaum noch Atem hatte.
An dieser Stelle auch ein Kompliment an unseren tapferen Tutor, der sich der Herausforderung stellte, mit einem Haufen nervender Schüler (und lieben Schülerinnen) nach Borkum zu fahren. Statt in der wohlvertrauten Schule gemütlich Zeugnisnoten in den Computer einzugeben, mußte er nun auf hartem Campingboden schlafen und sich außerdem noch mit dem SV-Mann ein Zelt teilen. "Daß ich mit 40 noch mal Zelten gehe...!" - er hatte es wohl selbst nicht geglaubt. Aber für unseren Herrn Fachinger ist eben nichts unmöglich! Mit dabei war übrigens auch noch unser Outsider Tobi, der sich als Chemohistoriker unserer Kursfahrt aufgedrängt hatte. Durch seine Anwesenheit fielen leider unsere zu Hause so sorgsam vorbereiteten Analysis-Referate ins Wasser, da wir ja nicht so unsozial sein wollten, einem Mathe-GRUNDkursler mit unserem unendlichen Wissen über Funktionen ein Minderwertigkeitsgefühl zu vermitteln. Mit Wasser - kochendem Nudelwasser - hatte aber auch unser Tobi eines Abends eine ganz schön heiße Begegnung. Statt weichgekochten Nudeln erhielt er dabei fast hartgekochte Eier. Schuld daran waren, wie kann es anders sein, Aggi und Sabine, die sich geweigert hatten, ihren Hausfrauenpflichten nachzukommen. Nachdem Tobi mit seiner recht eigenwilligen Gangart einen armen Taxifahrer völlig schockierte, wurde seine Verbrennung dritten Grades im Krankenhaus als Lappalie abgestempelt. Der Borkumer Arzt war auch nicht erreichbar, da sein Sohn auf mysteriöse Weise mit dem Handy verschwunden war. Nach drei endlosen Stunden stattete der Engel in weiß uns dann doch noch einen Camping-Besuch ab, allerdings nur, um festzustellen, daß die zuvor sorgsam auf Tobis Bein einmassierte Salbe genau das falsche Mittel gewesen sei.
Am selben Abend sah Alex völlig frustriert, eine verschlossene Jugendherberge vorzufinden (komm Alex, so hübsch waren die Teenies doch gar nicht !), keine andere Möglichkeit mehr, als dem Alkoholismus zu verfallen. Aber zum Glück gab es da noch leckergesalzene Kräcker, nach deren Verabreichung er das ganze giftige Ethanol wieder heraus.......
Zur gleichen Zeit lösten Zwobbl, Andy und das SV-Präsidium den Bewegungsmelder des Kinderspielplatzes aus, was ein Herausstürzen der Chefin und den Entzug ihrer Campingausweise zur Folge hatte. Spätestens jetzt erkannten wir die ungeheure Unberechenbarkeit von Kinderspielplätzen, nachdem wir bereits in der Nacht zuvor eine atemberaubende Wippaktion mit Zwobble in der Hauptrolle erlebt hatten. (Kleiner Hinweis für den Physik-Fachmann: s=1,5m g=9,81m/s^2 t=0,553s,v=5,425m/s =19,53km/h.)
Wer sich ins Borkumer Nachtleben stürzen wollte, für den gab es eine tolle Disco, wo sich ganz viele blonde Girlies unter 16 rumtrieben. Hassan wurde mit ein paar anderen des Kurses zum Stammgast der "Kajüte" und hatte auch bald schon raus, wie man dort nach Herzenslust kostenfrei was trinken konnte. So begeistert wie Hassan jeden Abend in die ,,Kajüte'' zog, so übermütig war er auch bei der Wattwanderung, bei der er mit Carsten bis obenhin im Schlamm steckte, während es unserem Wattführer Heini selbst mit gebrochenen Arm gelang, im wahrsten Sinne des Wortes alles aus jeder Muschel herauszuquetschen.
Jeden Tag ging's zum Strand, wo wir für die abendlichen Volleyballturniere trainierten. Unser Nudel-Mann Tobias wagte sich mit seinem "Schwimmbody" immerhin bis zu den Knien in die Fluten hinein.
Währenddessen gelang es unserem Tutor, der für die Kursfahrt schon vorher im Fitness-Studio trainiert hatte, die vom "Tschi-Em-Man" vorgelegten, läppischen 20 Liegestützen locker zu überbieten.
Jens hingegen zeichnete sich dadurch aus, daß er die freundlichen Postkarten seiner Mitkursler an Familie und Freunde zu Wörterbüchern der Perversion machte. Obwohl sich auch der restliche männliche Teil des Mathe-Kurses große Mühe gab, hatte er jedoch keine Chancen Jens' vorgegebenes Niveau zu erreichen. Herr Fachinger allerdings verweigerte seine Unterschrift: "Ich will damit nichts zu tun haben." Viel besser gefiel es ihm da doch auf dem Borkumer Straßenfest, wo er nach dem Motto: "Is' ja für'n guten Zweck..." sein gesamtes Geld verpraßte, indem er seine Schüler zum Alkohol (Bier, Fasanenbrause...) verführte.
Doch im Grunde genommen brauchten wir gar keinen Alkohol, um total von Borkum begeistert zu sein. Und spätestens nach der gemeinsamen Inselerkundung per Rad mit dem waschechten Borkumer Joe hatten wir "unsere Insel" völlig ins Herz geschlossen. Mit der Borkumer Lebensweisheit: "Wer nicht deichen kann, muß weichen!" starteten wir unsere Exkursion, die gespickt war von Blondinenwitzen, die Joe allesamt von einer 6. Klasse gelernt hatte. Während Carsten bei kleinen Wissensfragen in punkto Seefahrt mit Fachwissen glänzte, fiel es Sabine deutlich schwer, rot und grün sowie Steuerbord und Backbord auseinanderzuhalten. Joe half da mit einer kleinen Eselsbrücke nach: "Wenn ich jetzt aushole, dann schlage ich dir auf die LINKE BACKE, und die wird dann ROT." Bei der Piratentour wurden wir dann nichtsahnend von "Ur-Einwohner" Joe in seine gemütliche Hütte gelockt, wo unser seelisches und körperliches Gemüt auf die verschiedenste Art und Weise auf die Probe gestellt wurde:
  1. Geduld und Fertigkeit beim Krabbenpulen
  2. Folgeschäden eines selbstgebrauten Schnapses
  3. Reaktion des weiblichen Wesens auf Schilderungen sadistischer und gewalttätiger Borkum-Traditionen
Nach diesem urigen Abend á la Joe ging's wieder per Fahrrad in Richtung Campingplatz. Apropos Fahrradfahren:
Was dies nämlich anbetrifft, so ging dabei einiges - mehr oder minder Wichtiges - verloren: am Strand waren es Fahrradschlüssel, bei der Piratentour Sabine und Andy und in der vorletzten Nacht war es Arthurs Fahrrad, welches am nächsten Tag von einem ehrlichen Finder im Baum entdeckt wurde.
Während bei der nächtlichen Fahrradtour alle beim rauschendem Meer und klarem Sternenhimmel ins Schwärmen gerieten, verstand es Carsten gekonnt, jede Romantik mit einer präzisen und nüchternen Feststellung ("In genau 27 Stunden müssen die Koffer gepackt sein!") zu zerstören.
Wie sich später allerdings herausstellen sollte, war diese Aussage keineswegs richtig: Wir bauten unsere Zelte nämlich schon wesentlich früher ab, da sich Herr Fachinger in den Kopf gesetzt hatte, die Nacht durchzumachen.
Nach dem Zeltabbau gönnten wir uns erst mal ein richtiges Festmahl, welches aus 5 großen Familienpizzen mit sehr außergewöhnlichem Belag bestand. Hier zeigten sogar Sven und Manuel volle Einsatzbereitschaft und halfen mit großem Engagement beim Verdrücken der Pizza.
In der Nacht scheiterte Michis und Carstens kriminelle Idee hinsichtlich einer Coca-Cola-Fahne aus Gründen von permanenter Beleuchtung, während Z&Z (Zitrone und Zwobbl) unbeholfen Schmiere standen. Zur selben Zeit wurde eifrig Skat gezockt und auf harten Bänken und Tischen des Aufenthaltsraumes gemütlich geschlummert.
Aber auch die schönste Kursfahrt geht ein mal zu Ende. Traurig, die Insel verlassen zu müssen schleppten wir uns am nächsten Morgen nun gezwungener Maßen zum Bus, der uns zum Borkumer Hafen brachte. Auf dem Schiff angekommen verwandelten wir den Speiseraum im Nu in ein riesiges Schlachtfeld, wo auf jeder Bank ein entkräfteter Borkum-Fan seinen Platz fand. Herr Fachinger schaffte es nicht einmal bis dorthin, sondern fiel schon an Deck ans Geländer gelehnt in einen Tiefschlaf, der die gesamte Fährenfahrt über dauerte, und nach einer kurzen Unterbrechung zwecks Umsteigen im Zug fortgesetzt wurde. Vielleicht waren die Strapazen für einen 40jährigen doch eine Zumutung gewesen....?? (Am nächsten Morgen jedenfalls mußte die Lehrerfußballmannschaft mit Herrn Fachinger im Sturm eine böse Niederlage einstecken.) Auf jeden Fall ging gerade die allerschönste Kursfahrt zu Ende, die man sich denken kann.
Borkum ist nicht irgendeine Insel in der Nordsee, sie ist unsere Insel.
Borkum ist und bleibt etwas ganz Besonderes!
Wir kommen wieder! Irgendwann...

Unserem tapferen Tutor danken wir für diese einmalige, geniale und im wahrsten Sinne des Wortes aufregende Borkum-Fahrt mit einem kräftigen PLOPPP!!!!!!!!!!

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